Hundephantasie – Teil 6 und 7

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Olga, das Schwein

„Na Olga, bist du überrascht?“, sagte sie in einem mitleidsvollen Ton. „Du musst dich nicht grämen, die Menschen finden Hängebauchschweine zwar hässlich, aber trotzdem finden sie sie knuddelig. So ein Schäferhund ist ziemlich ästhetisch und es mag dir jetzt ungewohnt vorkommen, so fett und runzelig auszusehen, aber das ist für dich nun das neue Normal und du wirst dich bestimmt daran gewöhnen. Mache dir nichts draus, wenn die Menschen dein Aussehen als abstoßend empfinden. Es spielt nun keine Rolle mehr, dass du mal ein attraktiver Mann und eine noch attraktivere Frau warst. Das wird niemand mehr für möglich halten. Denke einfach daran, ein Leben als Schwein ist gar nicht so schlecht. Es hat sogar viele Vorteile gegenüber einem Hund. Als Hund wird von dir immer Gehorsam verlangt, meistens gehst du an der Leine, bekommst dein Fressen nur zu bestimmten Zeiten, wirst ständig gebadet, darfst in den seltensten Fällen bellen, musst in die Hundeausbildung, ständig Befehlen gehorchen. Das alles hast du als Schwein nicht. Du bist frei und es wird trotzdem für dich gesorgt. Außerdem bist du kein Hausschwein und brauchst keine Angst zu haben, eines Tages als Schnitzel auf dem Teller zu liegen. Okay, als Mensch geht es dir noch viel besser, aber das ist für dich keine Option mehr.

Die Vorteile, die du als Mensch genossen hast, sind ein für allemal vorbei. Daran musst du dich gewöhnen. Du bist einfach nur noch ein Tier, ein hässliches dazu. So wird man dich auch behandeln. Das darf dich aber nicht beunruhigen oder traurig machen. So ist nun mal der Lauf der Dinge und du kannst sie nun nicht mehr beeinflussen. Lass dich trösten, indem ich dir verspreche, dass du nicht geschlachtet werden wirst. Zudem wirst du auch in den Genuß kommen, von unserem Eber gedeckt zu werden und für eine Sau gibt es nichts Schöneres, als dem Eber ein williges Schwein zu sein. Du wirst es geniessen und jedes Mal wird es ein Höhepunkt in deinem Schweineleben sein.“

Das waren ernste und wahrscheinlich wahre Worte. Aber sie saßen! So gesehen hatte sie gar nicht Unrecht. Vielleicht konnte ich mich nun sogar glücklich schätzen, dass ich es so gut getroffen hatte. Langsam beruhigte ich mich wieder und beschloss, von nun an ein glückliches Schwein zu sein. Ich würde von nun an mitleidsvoll auf die Kollegen Hausschweine sehen, denn ihr Schicksal brauchte ich nicht zu teilen.

„Komm mit Olga, ich zeige dir mal euren Chef, das heißt, ein Herrchen hast du ja nicht mehr, aber der Eber ist jetzt dein Gebieter und bestimmt darüber, ob es dir in seinem Harem gut geht oder nicht.“

Jetzt war ich aber gespannt. In unserem Stall hatte ich noch keinen Eber bemerkt. Wo mochte er wohl sein und wie sah er aus? Ich war sehr gespannt.

Janine ging mit mir zu einem Gebäude hinter unserem Stall. Das war ein Gebäude aus Stein und darin schienen sich auch noch Pferde und Kühe aufzuhalten. Da gab es in der hintersten Ecke einen Verschlag und dort schien er zu sein. Über die Holzbegrenzung konnte ich nicht schauen, deshalb führte mich Janine an eine Futterluke, wo ich hineinschauen konnte. Da lag ein Hängebauchschwein, aber was für eines! Ein Riesentier. So ein großes Hängebauchschwein hatte ich noch nie gesehen. Auch wenn er dort nur auf dem Boden lag, war er einfach imposant. Ein Tier in den besten Jahren, rund, fett und mit schwarzer Haut. Fast doppelt so groß und schwer wie ich. Mit so jemandem legt man sich nicht an und ihm ordnet man sich am besten ohne Kompromisse unter.

Er schien zu erwachen und schaute mich jetzt aufmerksam an. Plötzlich sprang er auf und kam auf die Luke zu. Er begann zu schnüffeln und seine Rüsselschnauze fuhr vor der Luke hin und her. Da kam mir ein eigenartiger Geruch in den Rüssel. War es der Eber? Ein moschusähnlicher, stechender Geruch mit einem Anteil von Salmiak, so schien es. Ich wurde ganz unruhig und schnüffelte ebenfalls an der Luke in den Stall hinein. Was war nur los mit mir? Dieser Eber gefiel mir, er gefiel mir sogar außerordentlich gut. Ich hatte plötzlich das dringende Bedürfnis, ihm mein Hinterteil darzubieten, und hoffte, er würde mich augenblicklich besteigen.

„Na, das reicht aber zum Kennenlernen, ihr beide. Ruhig, beruhigt euch“, meinte Janine.

„Siehst du Olga, das ist er. Er weiß nun, dass du ein neues Mitglied seines Harems bist. Ab und zu lasse ich ihn mit auf die Wiese zu euch. Dann solltest du vorsichtig sein und ihm sofort zeigen, dass du ihn als deinen Herrn und Meister akzeptierst. Ansonsten wird es bestimmt unangenehm für dich. Mit dem Eber ist nicht zu spaßen. Aber du musst nicht ängstlich sein. Achte einfach auf die anderen Säue, wie sie sich verhalten. Dann kannst du nichts falsch machen. Das gehört ab jetzt zu deinem Leben.“

Wir gingen zurück zu meinem Stall und dann ließ mich Janine wieder allein mit den anderen Säuen. Lisa war dort und immer noch ganz beeindruckt legte ich mich neben sie und kuschelte mich ganz eng an ihren runden Körper und träumte davon, wie mich der imposante und attraktive Eber besteigen würde.

Nach ein bisschen dösen ging es dann wieder an den Trog und anschließend machten wir es uns in den gefüllten Matschpfützen bequem. Janine hatte recht, das war ein sorgenfreies Leben und ich war dankbar, dass ich es so gut getroffen hatte. Man stelle sich mal vor, ich wäre ein Mensch geblieben, ich müsste nun arbeiten, einkaufen, Entscheidungen treffen, ständig etwas Neues regeln, grausam! Nein, ein Schweineleben ist doch immer vorzuziehen.

Eines Tages ging Janine mit uns an der Leine über den Hof spazieren. Da kamen wir auch an unserem ehemaligen Hundezwinger vorbei. Da schaute uns dann ganz neugierig der große Mastiff an. Sein Geruch kam mir sofort wieder bekannt vor, allerdings beachtete er uns gar nicht. Schweine waren natürlich unter seiner Würde. Trotzdem warf ich ihm einen kleinen, verstohlenen Blick zu. Ach, wäre doch schön, für einen Moment mit ihm allein in seinem Zwinger zu sein …

Nichts damit. Dafür ging es dann weiter zur Rezeption. Dort wartete eine Familie mit zwei kleinen Mädchen vor der Tür. „Wir hatten angerufen“, sagte der Mann, „wir suchen einen kleinen Hund.“ „Ja, kommen sie mit, wir schauen mal was wir so haben“ meinte Janine. Die kleinen Mädchen waren hellauf begeistert von den zwei Hängebauchschweinen an der Leine. Sie rannten um uns herum und betätschelten uns. „Iiih, die riechen aber“, riefen sie nach einer Weile aus. „Das ist normal“, meinte die Mutter, „das sind halt Schweine, die riechen immer streng.“

Wir gingen zu den Zwingern mit den kleineren Hunden. Davon gab es reichlich und die kleinen Hündchen kamen sofort an die Gitter und die kleinen Mädchen waren hin und weg von den süßen kleinen Wollknäueln. Sie wollten am liebsten gleich alle Hunde mitnehmen. Das ging natürlich nicht. Plötzlich tätschelte mich ein Mädchen wieder ab und meinte: „So ein Schweinchen hätte ich aber auch gerne. Die dürfen nur nicht so stinken wie dieses hier.“ „Die sind zu groß, Melina, das müssten dann schon kleine Ferkel sein. Haben sie kleine Ferkel, Janine?“, fragte die Mutter. „Nein, im Moment haben wir keine Ferkel. Sie können welche bestellen, dann lassen wir den Eber mal ein paar Tage zu den Säuen und in vier Monaten ist der ganze Hof voller kleiner Ferkel.“ „Die wollen wir Mama“, riefen die Mädchen. Nach kurzem Familienrat meinte dann die Mutter: „Wissen sie Janine, wir haben selbst einen kleinen Hof und neben dem Hund hätten wir auch Platz für ein Schweinchen. Dann schauen sie doch mal, dass der Eber was zu tun bekommt und dann kommen wir im Frühjahr noch mal wieder. Für jetzt nehmen wir den kleinen knuddeligen weißen Hund.“

Das war ja interessant, was sich gerade hier abgespielt hatte. Wenn ich das richtig verstanden und gedeutet hatte, würde nun vermutlich Leben ins Schweinegatter kommen. Ich war höchst gespannt.

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Ein Schweineleben

Am nächsten Tag, als wir uns wieder in der Matsche suhlten, tat sich etwas. Die hintere Gattertüre ging auf und herein kam unser Herr und Meister. Langsam, gemütlich und unendlich stolz schritt er in unsere Richtung. Alle Säue schienen urplötzlich kurz zu erstarren, senkten ihren Kopf nach unten und fast alle Schweinedamen zogen sich mit einem grunzenden, leicht quiekenden Geräusch in die hintere Ecke des Gatters zurück. Ich hatte Janines Worte noch im Ohr und tat es den anderen Säuen gleich.

Unruhig liefen wir untereinander hin und her. Ab und zu wurde herumgezickt, mal kurze Bisse angedeutet, manche mussten auch vor Aufregung unter sich lassen. Ja, was war denn hier los? Alles nur wegen eines Ebers, einer großen runden, faltigen Leberwurst, mit ein paar Borsten auf dem unförmigen Körper?

Komischerweise ließ ich mich aber von der allgemeinen Aufregung anstecken und nach kurzer Zeit verhielt ich mich, ob ich es wollte oder nicht, genauso wie meine Sau-Kolleginnen. Lag es vielleicht an dem Geruch, den der Eber verströmte? Den konnte ich jetzt auf jeden Fall ganz deutlich vernehmen.

Dann ging es auch schon los. Der Eber lief den Säuen hinterher und vergnügte sich mal mit der Einen mal mit einer Anderen. Dabei grunzte der Eber mit einer tiefen, beeindruckenden Stimme. Die Sau quiekte aufgeregt vor sich hin. So ging das den ganzen Morgen und ich schätze, hinterher waren bestimmt ein Dutzend Säue entspannt und vergnügt. Dann schien der Eber aber langsam keine Lust mehr auf Vergnügen zu haben. Auf jeden Fall legte er sich mitten in eine große Pfütze, schnaufte und grunzte ein wenig vor sich hin und schlief ein. Lisa und ich hatten an dem lustigen Zeitvertreib nicht teilgenommen, weil uns der Eber nicht aufgefordert hatte mitzuspielen. Darüber waren wir ein wenig traurig, denn uns gefiel der Schweinemann extrem gut. Unser Ego litt nun ein bisschen unter seinem Desinteresse. Na ja, vielleicht würde er sich um uns kümmern, nachdem er sich ausgeruht hatte. Wir gaben auf jeden Fall die Hoffnung nicht auf. Auf jeden Fall schaute er plötzlich in unsere Richtung und schien zu denken: „Beim nächsten Mal seid ihr dran!“

Am Nachmittag brachte Janine den Eber wieder zurück in seine Stallung und wir schauten enttäuscht hinterher. Wir ahnten jetzt noch nicht, dass dies auch direkte Auswirkungen auf uns haben würde.

Die nächsten Wochen vergingen ohne besondere Vorkommnisse. Ich gewöhnte mich mehr und mehr an das Schweineleben und Lisa und ich verbrachten die meiste Zeit gemeinsam. Ich lernte viele nützliche Dinge von ihr und genoss es besonders, wenn wir gemeinsam nebeneinander in der Matsche liegen konnten. Mittlerweile konnte ich nicht mehr verstehen, warum Hunde und auch Menschen keinen Gebrauch von so einem nützlichen Zeitvertreib machten. Ein Fliegen- und Mückenproblem hatten wir nicht, wenn eine dicke Schlammschicht an unserem Körper klebte. Unangenehm wurde es erst, wenn Janine uns mal wieder mit einem Wasserschlauch abspritzte. Das tat sie alle zwei Tage. Wir waren dann zwar ihrer Meinung nach sauber und stanken auch nicht mehr so, aber dafür hatten wir es dann wieder mit einer Armada an Fliegen und stechenden und saugenden Mücken zu tun. Wir grunzten dann zwar missmutig, konnten aber nichts dagegen tun, wenn uns Janine auf dem Hof mit kaltem Wasser wie das Auto und den Traktor abspritzte. Nun, wir waren doch kein dreckiger Traktor, fühlten uns aber so.

Die Zeit verging und die ehemaligen Spielgefährtinnen des Ebers hatten mittlerweile runde, dicke Bäuche. Jetzt haben Hängebauchschweine ja schon von Natur aus dicke und runde Bäuche, aber diese waren nun besonders rund und dick. Da konnten Lisa und ich nicht mehr mithalten. Voller Neid schauten wir auf ihre Bäuche, war uns doch klar, was das bedeutete. Die glücklichen Säue würden bald Mütter werden und eine Reihe von kleinen Ferkeln würde an ihren geschwollenen Milchzitzen saugen. Welche Sau wünscht sich so etwas nicht? Auch ich hätte mir gut vorstellen können, Mutter zu werden und meine kleinen Ferkel an meinen Zitzen säugen zu lassen.

Da kam Janine in Begleitung einer fremden Frau auf uns zu. Sie meinte dann zu Lisa und mir: „Nun, ihr beiden knuddeligen Fleischrollen, das ist Frau Winter vom Tierpark. Lisa kennt sie ja schon. Das ist Olga, unser neues Hängebauchschwein. Sie lebt sich noch ein, ist aber sehr bemüht, ein tolles Schwein zu werden.“
„Hallo ihr beiden“, meinte die freundliche Frau Winter, „ich komme jedes Jahr und leihe mir für das Frühjahr zwei Schweine für den Streichelzoo aus. Hängebauchschweine eignen sich sehr gut für das Freilaufgehege und sie sind bei den Kindern beliebt.“
Janine fügte dann hinzu: „Ihr seid die beiden einzigen Säue, die nicht trächtig sind, deshalb müsst ihr dieses Jahr die Aufgabe übernehmen. Ich bin mir sicher, die Kinder werden viel Spaß mit euch haben.“

Janine hielt Frau Winter noch ein Papier zum Unterzeichnen hin. Das war ein Mietvertrag über zwei vietnamesische Hängebauchschweine für den Zeitraum von drei Monaten.
So weit war es also schon gekommen. Ich wurde als Hängebauchschwein vermietet! Vermietet für drei Monate an einen Tierpark. Für den Streichelzoo. Mehr oder weniger als ein Spielzeug für die Kinder! Sollte ich jetzt wieder anfangen, die positiven Seiten dieser neuen Situation zu suchen? Das fiel mir jetzt schwer, also ließ ich es und wartete ab.

Da kam dann auch schon Frau Winter mit einem jungen Tierpfleger. Sie brachten uns in einen Pferdetransporter, zurrten uns mit Bändern und Riemen an den Ringen fest und ab ging es in Richtung Tierpark.

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