Die Wiese am Waldrand
„Zwanzig… Acht Dreijährige, vier Vierjährige, vier Fünfjährige und vier von den Altstuten…“, keuchte und stöhnte der alte Fürstenwerth, während er mit seiner verfetteten Hand versuchte seine Unterschrift unter den Vertrag zu kritzeln.
„Ich würde die wegen der Herden- und Sozialstruktur auch gerne alle in einer Herde zusammen haben“, keuchte er freundlich weiter. „Das habe ich mit ihrem Herrn Vater auch schon besprochen, ob ich die beiden Wiesen dafür zu einer zusammenlegen darf. „Ich mach’ das auch in Eigenarbeit und auf eigene Kosten!“
Ich rieb mir nachdenklich das Kinn. In Gedanken war ich schon längst bei den kleinen geilen Stuten.
„Das wird ja immer besser!“, dachte ich aufgeregt.
„Ja, ja… Wenn Sie das schon mit meinem Vater abgesprochen und geklärt haben, ist das auch in Ordnung…! Von meiner Seite aus bestehen da auch keine Bedenken.“, antwortete ich ihm mehr oder weniger geistesabwesend und fügte noch hinzu, dass er aber die Begrenzungsposten stehen lassen müsse, damit man die Wiesen nach seinem Weggang wieder problemlos teilen könne.
„Ja, ja, geht klar, geht klar! Alles kein Problem! Ich lass’ die Begrenzungsposten stehen!“, keuchte er nach Luft ringend und reichte mir den unterschriebenen Vertrag rüber.
„Gut, Herr Fürstenwerth…“, begann ich kühl. „Ich lass’ den Vertrag dann noch von meinem Vater unterschreiben und bringe Ihnen Ihre Ausfertigung dann morgen schnell vorbei!“
Der alte Fürstenwerth stand auf und reichte mir seine verfettete, schwabbelige Hand. „Danke, danke!“, keuchte und sabberte er mir freudestrahlend entgegen und schüttelte dankend meine Hand.
„Wenn Sie möchten können Sie auch schon heute mit den Arbeiten anfangen!“, schlug ich ihm noch freundlich vor und löste meine Hand aus seiner unangenehmen Umklammerung.
Herr Fürstenwerth sah mich freudestrahlend an und bedanke sich weiter.
„Vielen, vielen Dank!“, keuchte und stöhnte er aufgeregt und freudig. „Ich mach’ mich denn gleich an die Arbeit!“
Dann verabschiedeten wir uns und ich begleitete ihn noch hinaus.
„Sie können mir den Vertrag auch heute noch zur Wiese bringen!“, schlug er mir noch keuchend vor bevor er sich wieder in sein Auto quetschte und abfuhr.
„Gerne!“, antwortete ich und verabschiedete mich noch mal von ihm.
Dann brachte ich die UV-Lampe wieder zurück in die Tierklinik und fuhr wieder nach Hause.
Zu Hause angekommen ging ich sofort in das Atelier meines Vaters und warf ihm den Umschlag mit den zwölftausend Mark und die beiden Verträge auf den Schreibtisch.
„Hast Du Fürstenwerth wirklich erlaubt die Wiesen zusammen zu legen?“, fragte ich meinen Vater skeptisch, während dieser das Geld zählte und die Verträge unterschrieb.
„Ja…!“, antwortete mein Vater mit einem Lächeln und gab mir einen der unterschriebenen Verträge und den Umschlag mit dem Geld zurück. „Ich hab’ ihm das erlaubt!“
„Dann ist ja gut…!“, antwortete ich erleichtert und fragte verwundert was ich denn mit dem Geld soll.
„Das ist für Dich!“, lachte er mich freudig an.
„Wie…!?“, fragte ich verwundert und begann mich zu bedanken.
„Na, für Deinen Dienst auf dem Reiterhof, jetzt die Sache mit dem ollen Fürstenwerth und für Dein Auto!“, lachte mein Vater.
„Danke…!“, sagte ich voller Freude und Dankbarkeit zu meinem Vater, steckte das Geld ein und fuhr wieder zurück nach Lindeloh, um dem ollen Fürstenwerth den Vertrag zurück zu bringen.
Als ich an der Wiese ankam, standen auch schon die Autos vom ollen Fürstenwerth und seiner nicht weniger kriminellen Frau auf der Zufahrt zu einer der beiden Wiesen.
Ich stellte meinen Wagen am rechten Straßenrand ab, stieg aus und begann die beiden zu suchen.
Ich brauchte nicht lange zu suchen: Schon von Weiten sah ich wie die beiden mit einem Minibagger und einem Treckergespann den Zaun herauszogen, der die beiden Wiesen abtrennte.
Die beiden Wiesen lagen, nur durch eine unbefestigte Straße getrennt, direkt am Rand von unserem Wald. An der West- und der Südseite, also den straßenzugewandten Seiten, waren sie mit altem, historischen Busch- und Knickwerk gesäumt, während die Nord- und die Ostseite offen waren. Drei kleine Quellbäche verliefen über die Wiesen, von denen einer mit zehn prächtigen solitären Pappeln gesäumt war. Am Ostrand der beiden Wiesen befanden sich zwei Gehöfte: der Neuhof und der Poggenhof, die auch die Namensgeber der Wiesen waren.
Mit einem freudigen Seufzer schlenderte ich über die Wiese in Richtung des Minibaggers und des Treckergespanns. Ich schloss die Augen, legte den Kopf in den Nacken und genoss die warmen Sonnenstrahlen und den warmen, weichen Wind in meinem Gesicht.
Ich lauschte dem Plätschern und Rauschen des Baches und genoss den wunderbaren Geruch der blühenden Gräser.
Der Minibagger stoppe und der fette Fürstenwerth quälte sich aus der Kabine und kam mit fuchtelnden Armen freudig auf mich zu gerollt, während seine Frau, die das Treckergespann fuhr, keinerlei Notiz von mir nahm, ja mich nicht einmal ansah.
Ich gab ihm den Vertrag und fragte, wann er denn die Pferde rüber bringt.
„Gleich, gleich!“, keuchte er freudestrahlend. „Es musste ja nicht viel gemacht werden!“, stöhnte er. „Und wir sind hier ja auch gleich fertig! Dann bringen wir die gleich rüber!“
„Soll ich Ihnen vielleicht helfen die Pferde schnell mit rüber zu bringen?“, fragte ich spontan.
Ich erschrak.
„Bitte!? Was hatte ich diesen Verbrecher da gerade angeboten!?“, dachte ich entsetzt und begann mich über mich selbst zu wundern und überlegte wie ich aus dieser Nummer jetzt schnell wieder rauskomme. Doch war ich nicht schnell genug.
„Aber gerne doch!“, keuchte mir der fette Fürstenwerth freudestrahlend zu und klopfte mir lobend auf die Schulter. „Dann können wir die alle auf einmal rüber bringen!“
Ich nickte verlegend und zustimmend und grübelte die ganze Zeit darüber nach was um alles in der Welt mich bloß zu diesem Angebot getrieben hat.
Es dauerte dann auch nicht mehr lange bis die beiden mit den Arbeiten an den Wiesen fertig waren und wir zu dem nur eineinhalb Kilometer entfernten Hof der Fürstenwerths, dem „Isländergestüt Tannenhof“, fuhren.
Das Einfangen und Verladen der zwanzig Pferde verlief unproblematisch und unspektakulär. Jeder von uns nahm sechs Pferde in den Anhänger. Es waren spezielle Pferdeanhänger, die für sechs Ponys, bzw. sechs Kleinpferde bis zu einem Stockmaß von maximal 149 cm zugelassen waren.
„Da bekommen wir ja doch nicht alle auf einmal mit!“, merkte ich etwas rechthaberisch an.
„Ich weiß, ich weiß!“, lachte der fette Fürstenwerth. „Anga und Ástríða reiten meine Frau und ich nachher noch schnell rüber!“
„Wer!?“, fragte ich irritiert.
Der fette Fürstenwerth lachte weiter.
„Anga und Ástríða!“, lachte er. „Das sind zwei von den Altstuten! Anga bedeutet „die Duftende“ und Ástríða „Leidenschaft und Begierde“!“
„Nice!“, antworte ich mit einem verliebten Lächeln, stieg in den Wagen ein und fuhr los.
Die kurze Fahrt zur Wiese und das anschließende Entladen der Pferde verlief ebenfalls unproblematisch und unspektakulär. Als wir wieder auf dem Hof ankamen, standen Anga und Ástríða schon am Tor neben dem Stallgebäude und warteten auf uns.
Aus irgendeinem Grund konnte ich meine Blicke nicht von Ástríða lassen.
Ástríða. Eine alte, dunkel-, ja fast schon schwarzbraune erdfarbene Stute mit rotbrauner Mähne und einem breiten, attraktiven und einladenden Hinterteil.
Mein Herz begann zu rasen. „Was für eine Frau!“, dachte ich freudig. Ástríða erwiderte meine Blicke und zwinkerte mir keck zu. Ich verstand und lächelte ihr zu.
„Wie alt ist die denn?“, fragte ich Herrn Fürstenwerth und deutete auf Ástríða.
„Ástríða ist schon achtzehn!“, antwortete Herrn Fürstenwerth und fügte stolz hinzu, dass Ástríða schon zwölf Fohlen hatte.
„Nicht schlecht!“, sagte ich erstaunt und ließ meine Blicke weiter über Ástríðas attraktiven Körper streichen.
Ástríða drehte mir ihren typischen Isländerkopf zu und schaute mich mit ihren wunderschönen schwarzen Knopfaugen an, so als ob sie mir sagte: „Na mein Süßer!? Gefalle ich Dir!? Hm!?“
Ich verstand ihre Blicke und schluckte. „Und wie Du mir gefällst!“, dachte ich und spürte eine aufkommende Erregung.
Doch wurde unser Flirt jäh unterbrochen: Anga und Ástríða waren fertig gesattelt und aufgetrenst und zum Abreiten bereit.
Als Ástríða mit dem fetten Fürstenwerth dann vom Hof zuckelte, schaute sie sich noch einmal zu mir um und brummte mir leise zu.
Über den Link im Namen gibt noch eine kurze Information zur Aussprache und Bedeutung der Pferdenamen:
Anga
Ástríða
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